Interaktiver sozialer Raum
gegen Einsamkeit
interdiszipl.
projekt
2020
Ein Projekt von Matthias Dietrich, Tobias Dossinger, Helene Lehmann, Isabel Mahnken
6. Semester, interactive media design, 2020
Einsamkeit im Alter ist nicht nur mit momentan geschätzten acht Millionen Betroffenen ein aktuelles, sondern durch den demographischen Wandel auch in Zukunft, ein immer relevanter werdendes Problem in Deutschland. Soziale Verwahrlosung und Folgeerkrankungen, wie Depressionen, sind Folgen von emotionaler Einsamkeit. saam hat sich zur Aufgabe gemacht, dieses Problem anzugehen und zu lindern, indem es unter Einsamkeit leidenden Menschen einen sozialen Raum bietet und ihnen die Möglichkeit gibt, soziale Kontakte trotz physischer Distanz kennenzulernen, zu pflegen und sich nachhaltig ein soziales Netzwerk und Umfeld aufzubauen.
Bei saam handelt es sich um einen sozialen Raum, der sich in den Alltag der Nutzenden einbindet und am Esstisch des Nutzers zugänglich ist. Für Menschen, die nicht alleine leben, stellt der Esstisch bereits einen Raum der sozialen Interaktion und des Zusammenkommens dar. Einsame Menschen hingegen essen alleine und haben daher nicht die Möglichkeit diese Art von sozialer Interaktion auszuüben. saam etabliert den Esstisch wieder als Ort der Zusammenkunft, an dem die Nutzenden mit Menschen in Kontakt treten kann, die ähnliche Interessen haben.
Das Herz von saam ist das Moderationselement, das auf dem Esstisch der Nutzenden platziert wird. Das Moderationselement schafft durch eine Projektion auf dem Esstisch eine interaktive Benutzungsoberfläche. Außerdem gibt das Moderationselement den Nutzenden über Audio einige Hilfestellungen bei dem Umgang mit saam. Die projizierte Benutzungsoberfläche kann mit Hilfe von Tellern bedient werden. Möchten die Nutzenden während des Essens Gesellschaft haben, so können sie einfach einen zusätzlichen leeren Teller decken. saam erkennt diesen Wunsch und ermöglicht es nun über die Benutzeroberfläche entweder einen neuen Kontakt kennen zulernen oder eine bereits bestehende Freundin oder einen Freund einzuladen. Ist die oder der Nutzende noch nicht mit saam vertraut, wird die oder der Nutzende bei der Interaktion durch auditive Erklärungen angeleitet.
Das Einladen einer Person erfolgt über den zusätzlich gedeckten, leeren Teller. Die Nutzenden können nun zwei verschiedene Arten von Kontakten einladen. Entweder sie nehmen mit dem leeren Teller einen bereits bestehenden Kontakt aus dem Freundeskreis auf, oder aber sie nehmen das „Plus“ am Rande des Freundeskreises mit dem Teller auf. Das „Plus“ ermöglicht es neue Kontakte kennen zulernen. Entscheidet die oder der Nutzende sich, durch die Aufnahme des „Plus“, dafür einen neuen Kontakt kennen zulernen, sucht saam eine geeignete Person, die ebenfalls beim Essen Gesellschaft haben möchte. Bei der Suche nach einer geeigneten Person berücksichtigt saam beispielsweise das Alter, gemeinsame Interessen oder auch Freizeitaktivitäten. Diese persönlichen Informationen können die Nutzenden im Zuge des Bestellvorgangs auf freiwilliger Basis angeben. Wurde eine passende Person gefunden, wird eine Verbindung aufgebaut und die eingeladene Person hat jetzt in Form des Tellers einen eigenen Platz am Esstisch.
Der Teller wird nun auch mit dem entsprechenden Namen gekennzeichnet. Die beiden Nutzenden können sich nun, während sie ihre Mahlzeit gemeinsam zu sich nehmen, zum Beispiel über ihre gemeinsamen Interessen austauschen. Im besten Fall verstehen sich die beiden so gut, dass sie weiterhin miteinander in Kontakt bleiben möchten. Ist das der Fall, bietet saam die Möglichkeit den Kontakt in den persönlichen Freundeskreis aufzunehmen. Dazu wird der Teller einfach mitsamt Kontakt in den Freundeskreis gezogen. Aus dem Freundeskreis heraus kann der Kontakt ganz einfach zur nächsten Mahlzeit eingeladen werden. So kann die oder der Nutzende mit der Zeit ein soziales Netzwerk aufbauen. Gleichzeitig ermöglicht es saam den Nutzenden regelmäßige soziale Interaktionen mit anderen Menschen in den persönlichen Alltag zu integrieren und so ihre neu geknüpften Kontakte zu pflegen. Der so enstehende soziale Raum ist allerdings nur der Ausgangspunkt für weitere soziale Interaktionen, zu denen sich die Nutzenden mit Hilfe von saam verabreden können.